Wie kann eine Süddeutsche Zeitung nur behaupten, dass „alle glücklich sind“, wenn im Univiertel die Subkultur droht (was ein PR-Märchen war) und im Gärtnerplatzviertel die „Gentrifizierung“? Denn im Grunde sind sich beide Viertel ähnlicher als vielen lieb ist.
Das fängt schon bei der Schwierigkeit an, sie zu benennen: Reden wir von Schwabing, Maxvorstadt, Uni- oder Akademieviertel? Meine ich Isarvorstadt, Gärtnerplatz- oder Glockenbachviertel?
Doch wie immer man die Straßenzüge nennt, finden wir in ihnen die gleichen Dreiklang aus brutzelnder Piadina, perlendem Spritz und dem Apple-Ping, wenn das Silberbaby gestartet wird. Nur dass sich auf dem Planeten Schwabylon ein sattes Röhren darunter mischt, dass man achten sollte, um hier nicht unangenehm aufzufallen:
- Der Schwabinger bewegt sich vielleicht auch zu Fuß oder auf dem Fahrrad, aber er verehrt Autos. Besonders wenn sie teuer (BMW, Porsche, Jaguar) sind oder alt genug (Citroen DS, NSU Ro 80, Fiat 500, Jaguar), um täglich daran herumzuschrauben. Nimmt einem so eine Karosse die Vorfahrt, parkt sie uns zu oder gleitet sie auch nur einfach an uns vorbei, ist ein bewundernder Blick das Mindeste!
- Legendäre Schwabinger Clubs wie das Cosy, die Klappe, der Wolkenkratzer oder die Tangente haben längst das Zeitliche gesegnet, aber – trotz heftigstem Drogenkonsum – nicht deren Klientel. Und so gibt es in Schwabing noch einige in die Jahre gekommene, lauthals im Café herumröhrende Platzhirsche, in der Regel Filmemacher, Autoren, Fotografen, die zwar vom Alter her der Eltern- und Großelterngeneration angehören, aber zutiefst überzeugt sind, unter Fickundzwanzigjährigen nicht weiter aufzufallen. Verschont sie mit mitleidigen Blicken.
Dieser Text erschien zuerst in der September-Ausgabe des Münchner „Spy Magazins“.
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